Passende Ausrüstung für eine erfolgreiche Foto-Safari
Welches Equipment braucht man?
Fotograf/Videograf und Sri Lanka 2024 Reiseteilnehmer Phong aus Deutschland bei der Arbeit im Bush
Viele Wege führen hier ans Ziel. Was man genau braucht hängt von den verschiedensten Faktoren ab, unter anderem von folgenden:
Wohin geht die Reise?
Gibt es auf dem Weg zu meinem Reiseziel ggf. Gewichtsbeschränkungen beispielsweise in kleinen Bushfliegern?
Was ist mein fotografischer Stil und Work-Flow?
Brauch ich Megapixel oder eher Speed (FPS), oder gar beides?
Was ist mein fotografischer, mein qualitativer Anspruch an meine Aufnahmen?
Wie bin ich unterwegs, als Selbstfahrer, mit einem Billiganbieter oder im Rahmen einer professionellen Fotoreise?
Was ist mein Budget?
Bin ich Fotograf oder Hybrid Shooter?
Wieviel möchte ich mit mir herumschleppen?
Welches Brennweitenbereich und welche Blendenöffnung braucht es?
Ich höre häufig in Afrika hat es viel Licht, daher reicht eine Blende F6.3 oder gar F8 am langen Ende locker. Oder sowas wie: “Man kommt den Tieren meist so nahe, mehr als 200-300mm braucht man nur wenn man extremer Birder ist” etc.
Auch wenn in beiden Aussagen ein kleiner Funken Wahrheit steckt, so gibt es dennoch einiges zu beachten. Das angesprochene viele Licht in Afrika beispielsweise ist ultrahart, und zwischen ca. 10 Uhr Morgens bis etwa 15 Uhr am Nachmittag nur in speziellen Fällen überhaupt brauchbar. In gewissen Regionen mit Waldgebieten kann man da weiterhin gut arbeiten und das Licht sogar kreativ einsetzen, aber in den meisten Regionen ist es einfach nur ein Grund im Camp zu bleiben, zu entspannen oder sich der Kamera-/Objektivpflege bzw. der Bildentwicklung zu widmen.
Das richtig spannende und traumhafte Licht ist in Afrika zwar weitaus spektakulärer als bei uns, aber es ist auch nur von sehr kurzer Dauer. Meist hat man nur ein Zeitfenster von vielleicht 15-30min und der ganze Zauber ist wieder vorbei. Das heisst wenn man dann unterwegs sein will, dann braucht man Equipment was einem hilft bei relativ wenig Licht auch wirklich gut arbeiten zu können und dies schliesst zu einem gewissen Grad Objekte mit Blende F6.3 oder höher tendenziell eher aus. Ich persönlich setze da stets auf Linsen mit einer Offenblende von F4 oder gar F2.8, aber dazu später mehr.
Genau hier kommt eben der erwähnt Faktor des eigenen fotografischen Anspruchs zu tragen, hier muss jeder selbst entscheiden mit was man leben kann und welchen Kompromisse man bereit ist einzugehen. Es gibt kein richtig und kein falsch …
Ja, in einigen Fällen kann man den Tieren in der Tat sehr sehr nahe kommen, wobei ich dies aus mehreren Gründen nur bedingt empfehlen kann. Erstens möchte ich wenn ich Reisen mit meinen Gästen mache, die Tiere so wenig wie möglich stressen. Je weiter weg man bleibt, desto gelassener und vorallem natürlicher ist in aller Regel auch das Tierverhalten.
Sollte ich einem spezifischen Tier näher kommen wollen, dann mache ich dies immer strategisch überlegt und in enger Absprache mit meinem lokalem Fahrer. Mein Ansatz ist immer der, zu antizipieren wohin sich ein Tier mit grösster Wahrscheinlichkeit bewegen wird und dann dort ganz in der Nähe zum stehen zu kommen und zu warten. Das heisst ich lasse das Tier auf uns zu kommen, ich nähere mich nicht dem Tier an und bedränge es schlimmstenfalls mit dem Auto bzw. dem Boot etc. Das kann gerade auch bei Elefanten sehr problematisch werden!
Riesiger Elefantenbulle durchquert den mächtigen Zambezi Fluss, direkt vor uns nur wenige Meter vom Boot entfernt
Es gibt aber noch einen weiteren Grund wieso besonders nahe heranzukommen oftmals gar nicht so zu empfehlen ist. Das Problem ist, dass je näher wir an unser Motiv herankommen, beispielsweise einem Löwen, desto auffälliger wird der erhöhte Winkel aus welchem wir fotografieren. In den meisten Fällen wird ja aus dem sicheren Fahrzeug heraus fotografiert, das heisst je näher wir dem Motiv kommen, desto steiler wird auch der Winkel und es ist unmöglich dann quasi auf Augenhöhe mit dem Motiv zu erscheinen. Daher bleibe ich mit meinen Gästen meist etwas zurück, auch wenn es durchaus möglich wäre näher heranzukommen.
Nahe herangehen tu ich eigentlich immer nur dann, wenn es die Situation wirklich erlaubt und wenn ich etwas Kreatives mit einer Brennweite zwischen 16-35mm machen möchte, also bewusst die Nähe zum Motiv in den Kontext bringen will.
Noch viel näher an einen Bullen um die 3 Tonnen Gewicht zu kommen, ist nicht mehr wirklich empfehlenswert ;-)
Ein Kap-Büffel vom Boot aus aus nächster Nähe mit ca. 35mm Brennweite
Dann gibt es Reiserouten wo man auf ein Gewichtslimit von um die 20, manchmal sogar nur 15kg beschränkt ist. Man kann also gar nicht immer alles mitnehmen was man mitnehmen möchte und muss sich selber etwas limitieren und damit auskommen was man wirklich braucht.
Sonnenuntergang auf dem Zambezi Fluss, was ein traumhafter Anblick :-)
Aber was braucht man denn nun wirklich?
Nun ja, ich kann euch nur sagen was ICH mitnehme wenn ich unterwegs bin und vielleicht findet ihr daraus ja eine spezifische Ableitung für euch selbst. Ich nehme jeweils Folgendes mit:
2 Kamera Bodies (aktuell SONY A1 II / A9 III)
600mm F4 GM als meine Hauptlinse, diese macht rund 60-70% meiner Fotos
300mm F2.8 GM meine wichtigste Linse wenn’s um grosse Säuger wie Elefanten, Büffel, Giraffen usw geht oder wenn ich mal etwas mehr Hintergrund zeigen will
50-150 F2 GM, meine neuste Anschaffung und vorallem für Environmental Shots, Close-Ups und für’s filmen ein absoluter Game Changer
24-70 F2.8 GM II, wenn ich noch Platz und freies Gewichtslimit habe
Müsste ich eine Linse davon daheim lassen, es wäre das 24-70 F2.8. Ich mache damit in aller Regel maximal 20-30 Fotos je Trip und könnte vermutlich 25-30% davon zur Not auch mit dem 50-150 F2 GM machen, irgendwie.
Was ein unglaublicher Anblick und Moment, genau solche Momente sind es in denen das 50-150 F2 GM einfach maximal gepunktet hat!
Geht’s auch günstiger?
Das von mir erwähnte Equipment ist selbstverständlich eine Profiausrüstung die sich nicht jeder leisten kann und auch nicht will. Daher ist die Frage absolut berechtigt und ja sicherlich, es geht auch bedeutend günstiger und dennoch gut.
Anstelle eines 600 F4 kann ich euch ein 200-600, 180-600, 200-800 oder 150-600 empfehlen. Damit deckt ihr einen sehr breiten Bereich bereits ab, was ihr dabei einbüsst ist Freistellungspotential und die Performance bei Licht. Zumindest für das Problem mit dem Licht und dem daraus meist resultierenden höheren rauschen in den Fotos, gibt es aber heute mittlerweile sensationell gute Software die sowas ziemlich gut kompensieren kann bis zu einem gewissen Grad. Bezüglich der Freistellung muss halt in diesem Fall nochmals besser auf den Hintergrund geachtet werden, oftmals kann man sich ein wenig besser positionieren und schwupps ist der Hintergrund ein paar Meter weiter weg von Motiv, was einen enormen Einfluss auf die Freistellung haben kann. Es lohnt sich, sich hier etwas Mühe zu geben!
Wie im Märchen, nur halt nur in echt. Elefanten bei Sonnenuntergang in Botswana …
Anstelle meines 300 F2.8 & 50-150 F2 GM wäre es möglich mit einem 70-200 F2.8 zu arbeiten. Sollte man ein 70-200 F4 haben, so geht dies natürlich auch, wobei ich ein F2.8 definitiv bevorzugen würde.
Im Weitwinkelbereich wäre es natürlich auch denkbar anstelle eines 24-70 F2.8 eines mit F4 mitzunehmen, dass wird den Zweck auch erfüllen und sollte man es sowieso bevorzugt für Landschaften nutzen wollen, so wäre dass F2.8 auch nur extrem bedingt im Vorteil da man sowieso meist auf F8-F11 abblenden würde.
Bezüglich der Kamera Bodies ist es vorallem eine Frage ob man die Megapixel braucht (eher will) oder ob einem die Geschwindigkeit und Performance bei Action besonders wichtig ist. Ich persönlich bin kein Verfechter der Megapixel Strategie, ich liebe die 50MP meiner SONY A1 II aber ich komme auch exzellent zurecht mit “nur” 24MP meiner SONY A9 III. Insgesamt erachte ich gerade bei Wildlife die Bilder/Sekunde als wichtiger als den reinen Pixelcount. Ich croppe meist nur wenig und eigentlich auch nur um es ins gewünschte Format zu bringen, selten um näher ans Motiv heranzukommen. Ich arbeite da lieber etwas an meiner Feldtechnik und versuche dabei so nahe als möglich ans Motiv heranzukommen. Dies ist natürlich bedeutend schwieriger als 10m zurück zu bleiben und einfach auf den Auslöser zu drücken, hat aber trotz aller Risiken auch einen bedeutenden Vorteil. Wenn ich näher herankommen an mein Motiv, so befindet sich auch weniger Luftmasse zwischen meinem Sensor und eben diesem Motiv. Das bedeutet ich spüre bzw. sehe die Effekte von atmosphärischen Störungen auch bedeutend weniger bis gar nicht. Du weisst nicht was atmosphärische Störungen sind? Da gibt es leider einige von, die Bekannteste ist sicherlich das sogenannte Hitzeflimmern, welches übrigens nicht nur im Sommer auftritt wie viele meinen. Dies gibts sogar im tiefsten Winter und kann einem eine ganze Bilderserie komplett ruinieren. Eine weitere atmosphärische Störung kann aber auch Staub in der Luft sein oder ähnliches, gerade in Afrika keine Seltenheit, aber natürlich auch in unseren Breitengraden durchaus mal ein Thema.
Im Grunde gibt es heute keine schlechten Kameras mehr, es gibt einfach solche die besser oder weniger für deinen Anspruch und dein Einsatzgebiet geeignet sind. Auch hier muss man entsprechend mit seinem Entscheid und den damit einhergehenden Kompromissen leben (lernen).
Fazit
Solltest du also eine Safari geplant haben, so macht es sicherlich Sinn dir die von mir zu Beginn gestellten Fragen einmal durch den Kopf gehen zu lassen. Beantworte sie dir selbst und wenn es Unsicherheiten gibt, frage deinen Reiseanbieter oder erkundige dich selbst. Solltest du mit Profis zusammen arbeiten, so sollten deine Fragen einfach zu klären sein. Ansonsten steht dir natürlich jederzeit meine Fotografieberatung auf dieser Webseite zur Buchung zur Verfügung.
Am Ende ist vieles möglich, sofern du bereit bist an gewissen Stellen ggf. kleinere Kompromisse zu machen - dies gehört einfach dazu.
Stattlicher Haubenadler aus Sri Lanka
Kapkobra aus dem südlichen Namibia, Afrikas giftigste Kobra!
Früh Morgens, Lower Zambezi Nationalpark